Samstag, 1. Oktober 2011

Praxisseminar: "Menschenrettung aus KFZ"

von Christoph Gruber & Lisa Haiderer

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Zuletzt am Dienstag, 12. Juni 2012 geändert.

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Nicht nur die Brandbekämpfung gehört zum Aufgabengebiet der Feuerwehr Krems. Auf dem über 600 Kilometer langen Straßennetz der Stadt Krems passieren leider immer wieder schwere Verkehrsunfälle, bei welchen die Kremser Feuerwehrmitglieder regelmäßig gefordert sind. Um den Anforderungen gewachsen zu sein, findet zusätzlich zum normalen Übungsdienst pro Halbjahr ein Praxisseminar zum Thema „Menschenrettung aus KFZ“ statt. Hier haben 12 Mitglieder die Möglichkeit sich einen ganzen Tag intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Am 1. Oktober 2011 war es wieder soweit. Pünktlich um 8:00 Uhr morgens wurde mit einer theoretischen Einheit zu den Themen: Patientenorientierte Menschenrettung; Moderne PKW Technologie und Einsatzstellenorganistation, der Ausbildungstag im Schulungsraum begonnen.

Auf die Theorie folgte eine Einschulung auf Rettungsgeräte wie Beatmungsbeutel, Halswirbelsäulenschiene und Spineboard. Die achsgerechte Rettung aus PKW und LKW wurde genauso gelehrt wie die richtige Herz-Lungenwiederbelebung.


Anschließend startete der praktische Teil: anhand eines PKW konnten die Teilnehmer sich für die folgenden Stationen vorbereiten. Ebenso wurde explizit der Aufbau einer Geräteablage gezeigt, welche als Arbeitserleichterung während der Befreiung dienen soll.

Richtige Entglasung, Innenraumerkundung sowie das optimale Handling der hydraulischen Rettungsgeräte gehörten zu den Lehrinhalten der ersten Praxisstation im Gelände der Feuerwehr Krems. Rund 2 Stunden beschäftigten sich die 12 Teilnehmer mit dem unverformten PKW ehe es in die Mittagspause ging.


Nach der Stärkung ging es um die richtige Stabilisierung mit Hilfe des Stab-Fast Systems. Selbstverständlich wurde Wert darauf gelegt, dass jeder der Auszubildenden sich praktisch mit dem System beschäftigte.

Bei der folgenden einsatznahen Übung galt es im Team ein Unfallszenario abzuarbeiten. Mehrere Rettungswege führten zum Erfolg. Während als erstes Versucht wurde das Unfallopfer nur über eine seitliche Öffnung achsgerecht zu befreien, wurde anschließend selbiges versucht indem der Heckbereich erweitert wurde und die Person nun auf direkten Weg aus der Zwangslage geholt wurde.


Um die Arbeit mit dem typischen Partner beim Verkehrsunfall zu forcieren, dem Roten Kreuz Krems, wurden die Kameraden des Rettungsdienstes am Nachmittag ebenfalls eingeladen um am Praxisseminar teilzunehmen. Fünf Mann des Rettungsdienstes mit zwei Fahrzeugen arbeiteten Hand in Hand mit der Feuerwehr bei den letzten beiden Übungen.

Die erste organisationsverbindende Übung hatte zum Ziel zwei Personen von Fahrer und Beifahrersitz möglichst schonend zu retten. Nach der Beurteilung wurde zuerst das Dach teilweise zur Seite geklappt um den verunfallten Fahrzeuglenker zu befreien, ehe zur Rettung der Beifahrerin, das Dach gänzlich abgetrennt und die Beifahrertüre geöffnet wurde. Der Rettungsdienst griff zur Rettung der Verunfallten einerseits auf das Spineboard und andererseits auch auf das Rettungskorsett zurück.


Während einer Pause verbunden mit ausführlicher Nachbesprechung, wurde bereits das Szenario der abschließenden Einsatzübung vorbereitet. Hierbei galt es das gesamte Repertoire des an diesem Tage erlernten anzuwenden, aber es wurde auch zusätzliches Improvisationstalent und handwerkliches Geschick von allen Semiarteilnehmern abverlangt.

Zwei verletzte Personen galt es aus zwei Wracks zu befreien. Ein PKW wurde über eine Leitwand geschleudert und lag äußerst instabil auf dieser. Der verletzte Lenker war ansprechbar klagte jedoch über große Schmerzen. Besonders herausfordernd war die Stabilisierung, welche mit Zurrgurten, Stab-Fast aber auch Deckenstehern durchgeführt wurde um möglichst sicher und schonend für alle Beteiligten arbeiten zu können. Der Einsatz der hydraulischen Rettungsgeräte wurde teilweise auch von der Rettungsplattform aus durchgeführt, ehe der Patient aus der Zwangslage gerettet wurde.

Die Lage des zweiten Wracks war sichtlich leichter, doch galt es hier für den Einsatz des Rettungskorsetts eine möglichst große Befreiungsöffnung zu schaffen. So wurde dem Fahrzeug durch die Feuerwehr eine zusätzliche Türe verpasst, welche dem Rettungsdienst das Arbeiten massiv erleichterte. Nur 30 Minuten nach Eintreffen der Übungsteilnehmer war das Übungsziel zu vollster Zufriedenheit der Ausbilder erreicht.


Bei der gemeinsamen Nachbesprechung wurde auf den Tag zurückgeblickt und das Ausbilderteam bestehend aus Christoph Gruber, Lisa Haiderer, Christopher Knapp und Patrik Leopold war äußerst zufrieden mit den Leistungen der 12 Teilnehmer. Großer Dank gebührt den Kameraden des Roten Kreuz Krems welche durch ihre Unterstützung für Realität sorgten und das Seminar massiv aufwerteten.