Sonntag, 13. September 2009

Flugzeugabsturz verursacht Großschadenslage

von Stefan Gloimüller

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Zuletzt am Donnerstag, 2. August 2012 geändert.

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Gföhl-Mittelberg: Ein Flugzeugabsturz in den frühen Morgenstunden des 12. Septembers im Raum Gföhl hält die Einsatzkräfte in Atem. Die eingesetzten Feuerwehren können den entstandenen Waldbrand aus eigener Kraft nicht mehr halten. Die Katastrophenhilfsdienstzüge der umliegenden Abschnitte werden alarmiert.
Was in diesen Tagen an die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York vor 8 Jahren erinnert, ist zum Glück nur eine Übung. Jedoch eine Übung die unter dem Kommando eines neu formierten Stabs und im Bezirk Krems das erste mal seit 5 Jahren wieder ausgeführt wird. „Dies bringt einige Schwierigkeiten mit sich, doch dafür üben wir, dass es im Ernstfall dann klappt!“, so der neue KHD-Bereitschaftskommandant Robert Pölz.

Aufbau der EinsatzleitungFahrzeugübersichtBefehlsausgabe an weitere ZügeDas Team rund um Robert PölzKlare Übersichten sind sehr wichtig bei derartigen Großschadensereignissen


Er arbeitete mit seinem Team in den letzten Wochen und Monaten eine Übung aus, die alle KHD-Züge aus dem Bezirk Krems gleichzeitig beschäftigt. Damit wird auch das Zusammenarbeiten unter den Zügen bzw. der logistische und organisatorische Aufwand simuliert. Immerhin besteht ein Zug im Durchschnitt aus 40 Personen und 7 taktisch wichtigen Fahrzeugen.

Erste Befehlsausgabe an die örtlichen FeuerwehrenZug 1 aus Gföhl in voller StärkeBefehlsausgabe an Zug 1


Die Annahme nach dem Flugzeugabsturz und dem dadurch entstandenen Waldbrand war, dass die örtlich ansässigen Feuerwehren Schiltern und Langenlois versuchen ein Gehöft im Bereich Hauberg zu halten. Dies ist jedoch nur mit einer aufwendigen Wasserversorgung mittels Pendelverkehr möglich. Dies übernimmt der erste Zug mit 5 Tanklöschfahrzeugen à 4000 Liter Wassertankinhalt. Erschwerend kommt dazu, dass die Zufahrtsstraße für Begegnungsverkehr nicht ausgelegt ist und somit eine Einbahnregelung mit Lotsen installiert werden muss.

Die örtlich zuständigen Feuerwehren Langenlois und SchilternVersuch die Waldbrandfront zu löschenSehr beengte VerhältnisseWasserversorgung nur mit schwierigen Fahrmanövern möglich


Gleichzeitig versucht der vierte Zug mit der gleichen Taktik und auch den gleichen verkehrstechnischen Problemen die zwei etwa 200 Meter weiter entfernten Gehöfte vor dem Übergreifen des Waldbrandes zu schützen.

Gehöfte im Südwesten der WaldbrandfrontVersuch des 4. Zuges die Gebäude zu haltenLöschangriff auf Waldbrand


Die Versorgung der Einsatzkräfte mit Nahrungsmitteln, aber auch mit Erster Hilfe wurde durch den Zug null sicher gestellt.
Schnell muss jedoch erkannt werden, dass das dem Brandherd nähere Gebäude nicht mehr gehalten werden kann. Der erste Zug tritt den Rückzug an. Bei der Ausfahrt aus dem Einsatzgebiet kommt einem Feuerwehrmann ein verletzter Junge entgegen und bricht zusammen. Nach der Erstversorgung stellt sich durch die Befragung heraus, dass noch weitere Kinder im angrenzenden Waldgebiet vermisst werden. Der erste Zug beginnt sofort mit der Personensuche, die sich aufgrund der Ortsunkundigkeit der Einsatzkräfte und dem unwegsamen Gelände, sehr schwierig gestaltet. Die Kinder werden jedoch gefunden und vom Sanitätsdienst der Feuerwehr bzw. des Bundesheeres versorgt.

Vorbereiten der Verletzten durch das SchminkteamVerletzter Junge kommt aus dem Wald und berichtet über weitere Kinder im WaldSofort werden Suchmannschaften gebildetVersorgung der Verletzten in der Einsatzleitung


Von Nordosten arbeitet der dritte Zug an einer Relaisleitung um weitere Objekte vor dem Waldbrand zu schützen. Dieser Zug hat es insofern nicht leicht, da die Versorgungsleitung vom aufgestauten Loisbach beginnend, mit 4 Tragkraftspritzen durch steiles Waldgebiet zu einem weitern einzel stehenden Bauernhof führt.

Der 3. Zug versucht von Norden her den Waldbrand zu bekämpfenWasserversorgung durch steiles und teilweise schwer befahrbares WaldgebietAnsaugstelleTragkraftspritze läuft auf maximaler LeistungLoisbach wurde aufgestaut um eine geeignete Ansaugstelle zu errichten


Die Arbeit der Züge vor der Waldbrandfront kann bei stärker werdendem Wind nicht mehr gesichert werden. So entscheidet sich Pölz für die Schaffung eines weiteren Angriffsweges vom Loisbachtal aus. Dazu muss eine der zahlreichen Brücken verstärkt werden um sie mit den schweren Tanklöschfahrzeugen befahrbar zu machen. Dies übernimmt der sechste Zug, der mit Motorkettensägen und Baumaterial ausgerüstet eine behelfsmäßige Unterstützung aufbaut.
Dabei kann auch Einsatzkräften ein Missgeschick passieren. Ein Kanister Benzin und Öl, der für die Motorsägen gedacht gewesen wäre, kippt in den Loisbach. Der Schadstoffteppich zieht sich den Loisbach entlang direkt in den Stausee Kronsegg. Da der sechste Zug auf Wasserdienst spezialisiert ist, übernimmt der diese Zusatzaufgabe sofort und baut mit 4 Zillen aus dem Abschnitt Mautern und einer Ölsperre der Feuerwehr Krems eine Barriere für das Öl und den Benzin auf.

Team des 6. ZugesUnterstellung der BrückeBereitschaftskommandant Pölz ist sehr zufrieden mit der ArbeitÖlsperre am Ufer verankertÖlsperre über den SeeÖlsperrenanhänger KremsZillenverladung


Nach diesen Szenarien wurden noch übungsmäßig einige Personen versorgt, die sich durch Unachtsamkeit verletzten.
Eine Besonderheit hatte dieser Probeeinsatz jedoch noch auf Lager. Die neue Technik der „Wassergasse“ zum Zurückdrängen von Waldbrandfronten wurde von den Zügen eins, drei und vier getestet. Dabei wurden mit zwei pumpenstarken Löschfahrzeugen auf eine Länge von ca. 200 Metern 20 C-Strahlrohre eingesetzt und so eine Wasserwand errichtet, die eine Brandausbreitung verhindern soll.

Aufbau der WassergasseSystem Wassergasse: Aneinanderreihung von Verteiler, Ziel: zahlreiche C-Strahlrohre in 10m-Abständen = WasserwandVersorgungsleitung der WassergasseAusweichmöglichkeit: Wasserwerfer


Nach diesem ereignisreichen Tag, der immerhin für viele von 8 Uhr in der Früh bis 15 Uhr dauerte fand die Nachbesprechung im Sicherheitszentrum Langenlois statt. Bezirkskommandant Harauer bedankte sich bei den 222 Einsatzkräften für die Bereitstellung und Bedienung der 46 Fahrzeuge und für die Opferung eines wertvollen Wochenendtages. Weiters begrüßte er die starke Initiative des neuen KHD-Führungsstabes unter Robert Pölz.

Besprechung mit den ZugskommandantenBesprechung mit allen TeilnehmernMeldung an Bezirkskommandant


Im Anschluss wurde noch zu warmen Gulasch und kalten Getränken für den krönenden Abschluss geladen.