Sonntag, 28. Mai 2006

RDA-Training in Deutschland

von Christof Unfried und Christoph Gruber

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Zuletzt am Mittwoch, 11. Februar 2015 geändert.

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Bereits vorigen Herbst machten sich Christoph Unfried und Sebastian Spanninger auf den 600km langen Weg zur Heißausbildungsstätte der Fa. Erha-Tec am Truppenübungsplatz Münsingen in Baden-Württemberg. Ausgebildet werden dort die Quintessenzen des Innenangriffes, nämlich das Lesen von Rauch, das Reagieren auf Erscheinungen im Innenangriff und Möglichkeiten zur Brandbekämpfung. Die beiden waren dermaßen begeistert, dass sie unbedingt nochmals die Ausbildungstätte besuchen wollten.

Gesagt getan, so wurde in Österreich die Werbetrommel gerührt und damit eine komplette Österreicher-Partie auf die Beine gestellt, die am 26. und 27. Mai bei erha-tec ausgebildet wurde.

Strahlrohrtraining ist das A und O der Brandbekämpfung!Ein Flashover droht, Strahlrohr auf......auf weitem Sprühstrahl......auf die Seite lehnen......und fertig ist der Flash-Over-ReflexAuch das blinde ertasten der Rasterstellungen am Strahlrohr gehört zum Training!
Freitag Mittag erreichten die drei Kremser Feuerwehrmitgliedern Christoph Unfried, Sebastian Spanninger und Christoph Grubernach nach rund 5-6 stündiger Reise die Ausbildungsanlage. Nach einer Begrüßung durch Andi „Smokey“ Rauch gab es einen kleinen Mittags-Snack und eine Einheit Theorie mit Christian Schorer. Hier wurden die verschiedenen Phänomene im Innenangriff noch einmal wiederholt sowie Vorgehensweisen und Problemstellen besprochen. Danach ging es auch gleich von der Theorie in die Praxis: „Strahlrohrtraining“ stand am Stundenplan. Trotz Nieselregens und beißendem Wind machte dieser, für die Rauchdurchzündungsanlage essenzieller Teil des Trainings Spaß. Ein bisschen Nässe gehört eben dazu und der nötige Spaß an der Sache auch! Das Strahlrohrtraining wurde in den verschiedensten Varianten (mit und ohne Pressluftatmer, mit und ohne Sicht) durchgespielt und dient zum blinden beherrschen des Hohlstrahlrohrs sowie zum Erlernen des Seitenkriechganges bzw. Flash-Over Reflex.

Mit der Flashoverbox lassen sich Durchzündungen darstellen
Weiters gehörte die Flash-Over-Box zum Programm wo am Modell gezeigt wurde, was sich bei der Brandentwicklung abspielt. Leider machte der Wind einen Strich durch die Rechnung sodass erst nach einer längeren Geduldsprobe zufrieden stellende Rauchdurchzündungen erreicht werden konnten. Abschließend wurde noch die Persönliche Schutzausrüstung für den darauf folgenden Tag ausgegeben und die Reise ins Hotel angetreten. Dort gab es ein deftiges, schwäbisches Abendessen, das für den nächsten Tag ausreichend stärkte!

Am nächsten Tag ging es nach einem ebenso guten Frühstück ab zur Anlage. Um 08:30 Uhr konnte der erste Durchgang in der Rauchdurchzündungsanlage, einem umgebauten Seefrachtcontainer mit anschließendem Brandraum gestartet werden. Dieser beinhaltete die Beobachtung eines kompletten Brandverlaufs unbehandelter Paletten vom Entstehungsbrand bis zur Durchzündung. Dabei wurde auch die Rauchschicht unter die Lupe genommen und einfache Hinweise für einen drohenden Flash-Over gegeben. Nachdem eine stabile Rauchschicht aufgebaut werden konnte folgten auch mehrere Rauchdurchzündungen.

Ab in den ContainerDas Feuer wird bis zum Vollbrand gelassenEhe die Rauchschicht durchzündetIm Container geht es heiß zur Sache!Mit Sprühstrahl lässt sich ein Flashover blocken!
Nach rund einer halben Stunde im Container wurde der Durchgang beendet. Hier konnten auch die ersten Grenzen der persönlichen Schutzausrüstung der Teilnehmer ausgelotet werden. Fehlende Luftpolster unter der Bekleidung könnten so bei nicht rechtzeitigem reagieren zu echten Problemen werden. Auch das oftmals praktizierte Ausziehen der Unterbekleidung unter der Feuerschutzkleidung kann zu schwerwiegenden Verbrennungen führen.

Nach diesem Durchgang gab es wieder Strahlrohrtraining, nämlich die Türprozedur! Hier gab es zwar einige Differenzen zu den österreichischen Lehrmeinungen, dennoch kam man auf einen grünen Zweig und dieses wichtige Training brachte einiges. Danach konnte Durchgang 2 gestartet werden. Hier ging es dann richtig zur Sache. Mehrere Durchzündungen hintereinander heizten den Container auf. Dann zeigten die Ausbilder einige Blocks, die dann durch die Teilnehmer wiederholt wurden. Besonderer Wert wurde auf das wassersparende Arbeiten gelegt. Dies verhindert einerseits einen Wasserschaden und nimmt andererseits die Verbrühungsgefahr von den Einsatzkräften im Innenangriff weg.

Der Löschangriff.Kurze AbspracheTüre auf und in aller Ruhe rein in den Container
Nach diesem Durchgang gab es das wohlverdiente Mittagessen und eine rund 1,5-stündige Pause. Dann hieß es ein letztes Mal „PA-Anlegen“ für die Durchgänge 3 und 4.

Durchgang 3 war eine Wiederholung des zweiten Durchganges, der vierte Durchgang war dann ein richtiger Innenangriff im Container, in dem alle Komponenten des Trainings mitspielten. Richtige Türöffnung, Temperaturcheck, Vorgehen im Seitenkriechgang, Blocken einer Durchzündung, dieser Durchgang verlangte Ausbildern und Teilnehmern alles ab. Vor allem das immer wieder durchgeführte Strahlrohrtraining machte sich bezahlt. Auch für die „Wiederholungstäter“ war etwas neues dabei, es wurde nämlich auf komplett ruhiges, besonnenes aber dennoch zügiges Arbeiten geachtet!

Danach folgte eine ausgiebige Nachbesprechung und das Versorgen des Geräts. Mit einem „Gut Rauch“ wurde dieses wohl einzigartige Training beendet.


www.erhatec.de
Das meinen die Lehrgangsteilnehmer:

Christof Unfried
Nach mittlerweile 10 RDA-Durchgängen und mehreren Gascontainer-Durchgängen baut sich eine gewisse Routine auf. Strahlrohrtechniken gehen langsam aber sicher in Standardreaktionen über. Für mich bleibt die holzbefeuerte Ausbildung die einzige Alternative für eine solide Grundausbildung eines Atemschutzgeräteträgers. Das Training bei erha-tec ist von der Qualität wohl eines der allerbesten und auch die Ausbilder bestechen durch ihre professionelle und kameradschaftliche Art! Meine Erwartungen wurden voll erfüllt, das nächste Ziel lautet nun Ausbilderlehrgang für Rauchdurchzündungsanlagen!
Christoph Gruber
Ich konnte in den letzten Jahren einige unterschiedliche Heißausbildungsstätten besuchen. Eine solch intensive Schulung, sowohl in Theorie als auch in Praxis, konnte niemand bieten. Ich finde jeder Atemschutzgeräteträger sollte die Möglichkeit bekommen, sich das wahre Bild von Rauchschichten zu machen. Wichtig sehe ich auch, dass jeder Geräteträger seine Schutzausrüstung kennt, und sie sinnvoll einsetzt. Ebenso war ich begeistert von der Sicherheit welche bei erha-tec geboten wird, 8 bestens ausgebildete Trainer standen ständig bei uns Auszubildenden. Ihnen gilt herzlicher Dank für die tolle Zeit in Deutschland. Auch meine Erwartungen wurden voll erfüllt und ich bin mir sicher, dass es nicht mein letzter Besuch bei erha-tec war.
Sebastian Spanninger
Für mich ging es bei unserem Besuch in Deutschland weniger darum etwas neues kennen zu lernen, vielmehr das bereits bekannte Wissen zu festigen. Es ist einfach eindrucksvoll wie gut sich die unterschiedlichen Rauchschichten zeigen lassen. Gerade in dem Bereich kann eine Gas-befeuerte Anlage nie mit einer Feststoff-befeuerten Anlage mithalten. Meiner Ansicht nach sollte die Möglichkeit für eine deratige realitätsbezogene Ausbildung Teil der Ausbildung für angehende Geräteträger sein.